Nach der langen Tour des Vortages hatte ich es nicht mehr weit bis Denver. Nachdem ich mein Motorrad bepackt habe, kam die Überraschung: Die Batterie war mausetot. Zum Glück hat sich gleich jemand gefunden, der mir Starthilfe geben konnte. Als ich in Denver angekommen bin, habe ich bei einem der vielen Customläden gestoppt, um mir eine neue Batterie zu kaufen. Der Laden war fest in Bandidos-Hand. Die erste Frage, die mir der Chef gestellt hat, war die nach der Vorherrschaft der Bandidos in Deutschland. Nachdem ich ihn aufgeklärt hatte, habe ich trotzdem meine Batterie bekommen und eine Einladung zu einem Bikertreffen am nächsten Tag.

Nachmittags bin ich bei Johannes und Sonja eingetroffen, die etwa 20 Kilometer von Denver entfernt in einem traumhaften kleinen Ort wohnen. Es war herrlich, einen Freund nach 7 Jahren wiederzutreffen, seine tolle Ehefrau kennenzulernen, in vergangenen Zeiten zu schwelgen und NUTELLA zu essen ;-)

Am 20. Mai haben wir morgens bei 24 Grad auf der Terrasse gefrühstückt und sind dann für die Geburtstagsparty von Johannes, die für den Abend geplant war, einkaufen gefahren. Anschliessend bin ich dann mit dem Bock und Johannes mit dem Auto zum Bikertreffen gedüst. Immer noch war herrliches Wetter...

Auf dem Rückweg ging es dann los. 10 km hinter Denver ist meine Maschine plötzlich ausgegangen und ich musste sie auf dem Seitenstreifen der Interstate abstellen. Zum Glück war Johannes noch mit dem Auto bei mir, obwohl es langsam Zeit wurde, die Party vorzubereiten. Er hat dann Zündkerzenstecker und ein Abschleppseil besorgt. Meine Befürchtung, dass es sich bei der Panne um eine defekte Zündspule handelt, war bald bestätigt. Johannes hat mich dann mit dem Auto zu einem Autozubehörshop geschleppt, wo ich die Kiste abgestellt habe. Dann sind wir zu ihm gefahren. Mittlerweile ist ziemlich starker Wind aufgekommen und der Himmel über den Bergen sah düster aus. Johannes hatte schon Angst um seine Party bekommen, denn das Wetter in Denver kann blitzschnell umschlagen. Ich habe mir sein Auto geschnappt und bin zurück zm Bikertreffen, wo der Schrauberladen noch geöffnet war und alle in Hektik versucht haben, die ganzen Sonnenschirme usw. in Sicherheit zu bringen. Es waren noch ca. 15 Grad.

Mit einer neuen Zündspule bin ich dann zum Motorrad gefahren. Das Wetter wurde dramatisch schlechter. Als ich angekommen war, regnete es bereits und ich meinte, auch Schneeflocken zu sehen. Im Sturm habe ich die Zündspule eingebaut und die Maschine lief wieder. Johannes hat mich dann wieder zum Bock gefahren, nachdem ich mir eine lange Ellie und dicke Pullover angezogen habe. Die Party hatte er inzwischen abgesagt. Mittlerweile war der Schneeregen in dichtes Schneetreiben übergegangen...

Abends lagen wir zu dritt im "Hot Tub", das ist ein Whirlpool, der stark isoliert ist und immer eine Temperatur von über 30 Grad hat. Ringsum lagen 7 cm Schnee. Einen solchen Wetterumschwung habe ich noch nicht einmal ansatzweise erlebt. Am nächsten Tag um 13 Uhr war der Schnee fast völlig verschwunden...

Am 21. Mai bin ich Nachmittags zum Flughafen gefahren, um mir ein Ersatzticket zu besorgen. Northwest American Airlines ist eine Katastrophe. Nach fast drei Stunden Wartezeit wollten die von mir $ 2.640 für einen Oneway nach Deutschland haben. Ich sollte das Geld dann später wiederbekommen, wenn niemand mein Originalticket verwendet hat. Empört bin ich abgezogen. Abends musste ich nochmal zum Flughafen, um Hartmut und Thomas zu begrüssen und die Sachen abzuholen, die sie mir aus Deutschland mitgebracht habe (Ladegerät für meine Kamera, Personalausweis usw.).

Am 22. Mai habe ich mich von meinen Freunden verabschiedet und bin erst zum Konsulat für einen vorläufigen Reisepaß (den ich nicht bekommen habe, weil der Konsul nicht da war) und dann zu EagleRider gefahren, wo ich meine beiden Kumpel treffen sollte. Insgesamt bin ich ca. 400 km in und um Denver gefahren. Die amerikanischen Großstädte sind so weitläufig, es ist kaum vorstellbar für uns. Hartmut und Thomas haben beide nicht die Motorräder bekommen, die sie gebucht hatten und es hat ziemlich lange gedauert, bis wir losfahren konnten.

Zuerst sind wir einige Stunden durch die Rockies gefahren und haben wieder wunderschöne Landschaften genossen, bis wir dann in der Nacht nach einer Gewalttour über die Interstate in Las Vegas (New Mexico) angekommen sind, wo ich die Route66 verlassen hatte.

Anmerkung zum Thema "Alleine fahren": Wenn mir die Panne mit der Zündspule zwei Tage vorher auf der Hinfahrt in den Rocky Mountains passiert wäre, wo ich stundenlang niemanden getroffen habe und keinen Handyempfang hatte, dann hätte ich in echten Problemen gesteckt.


Hier geht es weiter zum 23. Mai 2001:
über Santa Fé nach Albuquerque...